Chronik eines Hundelebens

Nach meiner Geburt hatte ich 9 schöne Wochen bei meiner Mama und meinen Geschwistern
und viele liebevolle Menschenhände, die uns allen ganz viel halfen
bis mich mein Frauchen an ihrem Geburtstag nach Hause holte.
Dort erwartete mich ein liebes Herrchen, ein schöner Garten und zwei erwachsene Hunde.
Bessy und Leila schimpften zwar schon am zweiten Tag ganz arg mit mir, wurden aber gute Hundekumpels.
Als drei Wochen später Leila starb, konnte ich schon meine Zwei- und Vierbeiner trösten
und mit meinen Späßen etwas aufheitern. So schoss ich beispielsweise Plastikeimer durch den Garten,
stibitze des Nachbarjungen Malkreide (die man in meinen Häufchen nachweisen konnte), und vieles mehr.

Selbstbewusst, wie ich wurde, konnte ich Bessy recht schnell um den Finger wickeln
und ihr schon bald clever den ein oder anderen Happen weg futtern.
Auch mit all unseren Nachbarn freundete ich mich sehr schnell an, und lehrte die,
die bis dahin noch Angst vor Hunden hatten, dass es sehr liebe Vierbeiner gibt.

Bessy wurde leider mit den Jahren auch krank und musste ebenfalls von uns gehen.
Wir alle waren damals sehr traurig über den Verlust meiner großen Lehrerin.
Aber man überließ mir die Entscheidung bzgl. eines neuen Partners,
wobei ich mich ohne zu zögern entschloss, zunächst alleine zu bleiben.

Es folgten sehr viele und sehr schöne Jahre.

Mit Julian und Co. herumtollen, schmusen, kuscheln, Kekse fangen üben, und und und ...
Eine Zeit lang kamen viele Handwerker in unser Haus, sicher nur um mich zu streicheln.
 Alle Nachbarn schlossen mich in ihr Herz, weil ich so freundlich war,
obwohl ich natürlich auch mal etwas anstellte - aber wirklich fast kaum.
Viele Jahre wurde zum Beispiel über die Begebenheit erzählt und herzhaft gelacht,
als ich im verbotenen Nachbargarten erwischt wurde und mich vergeblich hinter einem Salbeistrauch verstecken wollte.

Bei Herrchen und Frauchen auf einer Art „400-Keks-Basis“ angestellt, bewachte ich Haus und Hof
und räumte auch immer alles auf, was zu Boden fiel, denn ich war ein sehr ordentlicher Hund.
Bei den Stadtspaziergängen war ich in vielen Geschäften Stammkunde (... um Kekse abzugreifen)
und zu Hause wurden alle Besucher zu meiner Keksdose geführt und gelehrt, freigiebig sein.

Auch die Campingurlaube mit der ganzen Familie waren immer obergeil,
obwohl ich dabei die eine oder andere schlechte Erfahrung machen musste:
Da lernte ich z.B. beim Entenscheuchen unfreiwillig Tauchen,
weil der „Blätterboden“ über den ich rannte, tiefes Wasser war,
oder wurde von einem Schwan verdroschen, als ich in einem flachen See planschte.
Freundlich, wie ich war,  wehrte ich mich selbstverständlich nicht,
ließ aber meine Wut danach ausgiebig an einem Stöckchen aus.

Tja und dann wurde in einem unserer Urlaube mein Herrchen ganz schlimm krank
und es gab für mich ganz lange nur noch Garten, keine Spaziergänge und keine Urlaube mehr.
Ich habe aber allen in diesen schlimmen Jahren ganz toll geholfen und mich riesig gefreut,
als wir nach ganz langer Zeit nochmals gemeinsam spazieren konnten.
Auch Nordic-Walking mit Frauchen und ihrer Freundin waren wieder angesagt
Die beiden beeindruckte ich dabei einmal tierisch,
als im Wald ein Hubschrauber nur ca. 50 Meter hinter uns landete,
mir das aber ehrlich gesagt schnurzpiepegal war und mich noch nicht mal umdrehte.

Ich war Zeit meines Lebens freundlich zu allen Tieren, die mir begegneten, auch zu Katzen.
Nur Kühe schaute ich die letzten Jahre nicht einmal mehr mit meinem Hintern an.
Das kam daher, weil mir einmal so eine blöde Kuh ihre Zuneigung beweisen wollte und
mir dabei ganz liebevoll mit ihrer sehr rauen Zunge über meine empfindliche Nase geschleckt hat.

Die Jahre vergingen und meine Zweibeiner waren immer sehr stolz,
wenn ich von Fremden (mit denen ich immer gerne flirtete)
auf 3 bis 5 Jahre geschätzt wurde, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon 9 bzw. 10 war.

Eines Tages holte meine Familie Nabila zu uns, weil sie meinten, das wäre gut für mich.
Am Anfang war ich alles andere als begeistert von dieser doofen Idee
und zeigte allen, dass sie dieses “blöde Ding” da weg machen sollten.
Aber mit der Zeit gewann ich immer mehr Gefallen an ihr und
wir wurden dann auch recht schnell ganz dicke Freunde.

Ja und nun bin ich nach kurzer schwerer Krankheit über die Regenbogenbrücke gegangen,
 blicke aber auf ein erfülltes, absolut tolles und für einen Berner auch langes Leben zurück.

Ich habe wohl bei einigen Menschen recht große Pfotenabdrücke im Herzen hinterlassen,
weil so viele um mich weinen. Aber grämt Euch nicht, ich war hier auf Erden sehr glücklich.

Denkt an mich und behaltet mich im Herzen,
denn ich vergesse die Liebe nie.
Eure Tascha